Surprise-Stamm

fredag 26 maj 2017

Solothurn liegt am Meer – und hat einen Leuchtturm

Die Programmverantwortliche des RAC Solothurn, Andrea Randegger, lud am Freitagabend, 26. Mai 2017 zu ihrer letzten Programmaktion des Amtsjahres. Für die Rotaracterinnen und Rotaracter war es ein Überraschungsprogramm, das vor dem SolHeure startete. Seitens der Partnerclubs Grenchen und Solothurn nahmen die Kontaktpersonen zum RAC teil, begleitet von ihren Frauen, während die übrigen Rotarier vermutlich an der Interdistrikt-Konferenz in Zürich weilten.

Primär darf festgehalten werden, dass Petrus das Programm wohl gekannt haben musste, erwartete er die unwissende, aber unternehmungslustige Schar mit herrlichem Wetter. Wollte man den Anlass in verschiedene Abschnitte aufteilen, würde der erste mit „Stägeli uf, Stägeli ab“ überschrieben: vom Ausgangspunkt steuerte Andrea in die Tiefen des Parkhauses beim Baseltor, wo aus zwei geparkten Autos Kühltaschen und überlange Züpfen gefasst wurden. Das konnte unschwer als Hinweis auf einen gemütlichen Teil gewertet werden. Dazu aber später, da dieser verdient werden musste.

Um es auch an dieser Stelle wieder mal zu erwähnen, hat der Turm der St.-Ursen Kathedrale eine Höhe von 66 Metern (oder 6x11m), wobei die Aussichtsplattform nach 50 Metern erreicht wird. Unbeschreiblich die Aussicht auf die Stadt, wie sie sich an diesem Abend den Betrachtern darbot.

Dank mitgebrachter Feldstecher konnten die Dachterrassen Solothurns, die Feierabendgäste vor den Restaurants und auch die Zuhörer auf der offenen Bühne der Literaturtage inspiziert werden. Wurde die Westseite der Stadt etwas länger betrachtet als die Ostseite, hing das nicht nur an der Ausrichtung der Gebäulichkeiten sondern sicher auch an der Bise.

Die grosse Überraschung folgte kurz darauf in der Person des Solothurner Schriftstellers Franco Supino. Als Sohn von italienischen Saisonniers, welche in der Baubranche, bei Sulzer und in der Uhrenindustrie eine Anstellung fanden, wuchs Franco in Solothurn und später in Grenchen auf (heute lebt er in Solothurn). Nach der Matura studierte er in Zürich und Florenz Germanistik und Romanistik und publizierte seither verschiedene Werke. Er arbeitet auch als Dozent an der PH FHNW. „Es ist die Nähe zu Menschen, die mich beim Schreiben interessiert“. Diese zentrale Aussage auf der Webseite Supinos liess er die Zuhörer im Turm deutlich spüren. Bevor er aus seinem Werk vorlas, nahm er die Anwesenden auf eine ganz persönliche Reise in seine Jugend mit. Viele Erwähnungen waren den Rotariern noch aus eigener Erfahrung bekannt, während bei den Rotaractern die Erklärungen und Ortsangaben zur Verdeutlichung beitrugen. Gerade die Tatsache, dass der Schriftsteller seine Erinnerungen an real existierenden Orten in Solothurn darstellt und nicht irgendwelche fiktiven Träumereien beschreibt, liess die Zuhörer in die Welt des „Tschinggenbuben“ eintauchen. Unvorstellbar für heutige Schweizer Jugendliche, dass jemand in einem Mehrfamilienhaus mit nur einem WC im Treppenhaus und ohne Bad/Dusche aufwachsen könnte, was es in den späten 60-er Jahren noch gegeben hat! Nun, das waren jene Zeiten, als Grenchen noch in der NLA und Solothurn in der NLB tschutteten und noch nicht mal jeder Haushalt über ein Telefon verfügte. Die Lesung mit den sehr persönlichen Erläuterungen fesselte die Zuhörerschar und wer es verpasste zu erfahren, wieso Solothurn am Meer liegt, sollte sich unbedingt mit dem entsprechenden Buch von Franco Supino auseinandersetzen.

Nach dem kurzweiligen Vortrag des Schriftstellers eröffnete der Blick über Solothurn zur Hafenbar, zum SolHeure und zu all den anderen Trottoirbeizli den Meer-Anstoss. Man fühlte sich wie auf einen Leuchtturm. Und da die Programmeuse an alles gedacht hatte, wurden auch relativ rasch aufkeimende Gelüste nach Häppchen und Getränk im Keime erstickt. Obwohl die Solothurner Literaturtage gleichzeitig stattfanden, hielt es den Vertreter der schreibenden Zunft im Kreise der Rotaracter. Er genoss sichtlich den Austausch mit den jungen Leuten und beantwortete gerne die diversen Fragen. Ob er auch auf Italienisch schreibe? Nein, führte Supino lachend aus, er finde seine Texte in Italienisch beim Selberlesen immer gut, was für ihn ein Hinweis darauf sei, dass er die Sprache zu wenig beherrsche.

Wie lange der Anlass auf oder später auch unter dem Turm noch dauerte, entzieht sich der Kenntnis des Schreibenden; nachdem beim Eindunkeln der Lichtschalter für das Turmzimmer gefunden wurde, dürfte es nach zehn Uhr gewesen sein, als die leeren Bretter für die Züpfen den verwinkelten Weg die Turmtreppe hinunter gefunden haben.

Mit diesem Anlass sind einmal mehr alle drei Hauptthemen von Rotaract abgebildet worden: durch den Vortrag von Franco Supino haben alle etwas Kulturelles gelernt und geholfen hat man sich gegenseitig beim Hochschleppen des Apéros für die Feier. Danke an dieser Stelle Andrea Randegger für die tolle Idee und perfekte Ausführung und dem RC Grenchen für das Sponsoring des Anlasses sowie für die Einladung der Rotarier der Partnerclubs.

 

Rot. Urs F. Meyer, Rotary Club Solothurn

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